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Energiedenkzettel 2016 01

Nagel auf den Kopf getroffen - Ernst-Ulrich von Weizsäcker zu Grenzen des Wachstums

Bernhard Bauer-Ewert
www.bauer-ewert.de
07765 91 78 08

 

Ihr Menschen unter 8 Milliarden,

eigentlich gibt es den Denkzettel gar nicht mehr. Aber ich habe ihn ja nie begraben und - manchmal muss es halt sein. Sehr anregend für mich war nämlich der Vortrag bei Murg-im-Wandel in Laufenburg mit Ernst-Ulrich von Weizsäcker zu Grenzen des Wachstums. Für die wenigen, die gestern nicht in Laufenburg waren und jene, die noch mal in Ruhe Details des fülligen Vortrags vertiefen wollen: ein link zum inhaltlich ähnlichen Vortrag in 2015 bei den Energierebellen EWS in Schönau, freundlicher Weise dort ins Netz gestellt:

EWS, Stromseminar 2015: E-U von Weizsäcker, Videoaufnahme

Der einzige weitere Inhalt dieses newsletters: meine sprudelnden Gedanken nach dem gestrigen Abend:

Er ist ein Mensch mit unglaublicher Erfahrung in der ersten Reihe der Gestalter der Welt. Mit persönlichen Kontakten zu Staatspräsidenten wie auch Nobelpreisträgern. Und er „hat das Herz am rechten Fleck“. Ernst Ulrich von Weizsäcker, der als einfach verständlichen Aufhänger seines Vortrags – gestern im Laufenburg – das Bild wählte, dass fünf Erdkugeln notwendig wären, um die Menschheit mit Rohstoffen zu versorgen, wenn deren Lebensstil der des durchschnittlichen Bewohners der USA wäre. USA ist eine griffige und nachvollziehbare Schreckensvision. Wer wäre nicht (wie ich) gerne eingefleischter „Antiamerikaner“, beim Anblick der Rücksichtslosigkeit, mit der in dieser Nation Ausbeutung und Gewaltherrschaft in den vergangenen Jahrzehnten vorgelebt wurde? Erstaunlicher als seine Platzierung zur westlichen Wegwerf-Mentalität war für mich die Anerkennung mancher Praktiken im zeitgenössischen China! Aber vergessen wir doch die Feindbilder! Angesichts der beängstigenden Aufgaben, die das obige Bild von den fünf Erdkugeln illustriert, sitzen wir weltweit ja in einem Boot und wichtig ist m.E jene differenziertere Betrachtung und Deutung des Weltgeschehens, die der Wissenschaftler und Politiker lehrt. JA! Die überraschende Einigung der Delegationen auf dem "Weltklimagipfel" in Paris ist ein ganz wichtiger Erfolg auf dem Weg zur Rettung des Klimas und JA! Die „Sustainable Development Goals“ der UNO waren eine notwendige Festlegung wichtiger Zielmarken für die weltpoltische Entwicklung. Und: NEIN! Wir haben keine Zeit, uns nach diesen beiden Erfolgserlebnissen zurück zu lehnen. Die „Energiewende“ passiert viel zu langsam,  die Erde ist bedenklich überbevölkert und der „westliche“ Lebensstil (wie nah sind wir da an den USA...) ist unverantwortlich. Zunächst stellte Weizsäcker die drei denkbaren Lösungsansätze für das „Problem“, dass nur eine Erdkugel da ist, wie sich ausschliessende, gegensätzliche Konzepte dar:

  1. die Bevölkerungsdichte auf der Erde müsste wieder reduziert werden
  2. die Verbrauchsgesinnung müsste RADIKAL reformiert werden
  3. Technologien müssten REVOLUTIONÄR (Faktor 5...) effizienter werden

Wir merkten aber beim weiteren Zuhören: auch wenn der Schwerpunkt aus der Sicht des Referenten auf der dritten Option liegt (was seine Lehre ja so sexy macht!!!), sind Beiträge der beiden ersten Ansätze unverzichtbar. Wenn auch ein weltweiter Vernichtungskrieg nicht das Mittel zur Reduzierung der Population sein darf: Die Statistiken, welche einen Zusammenhang (zunächst ohne Beweis der Kausalität, rein als statistische Korrelation dargestellt!) von Bevölkerungszuwachs einerseits und „Reichtum“ – gemessen an dem Grad, in dem die vorigen UN-Entwicklungsziele (Milleniumsziele) – erreicht bzw. verfehlt wurden, andererseits, sind markant und geben einen Hinweis darauf, dass der Professor Recht hat, wenn er sich dafür einsetzt, dass ein tabuisiertes Thema „Geburtenkontrolle“ wieder auf die Tagesordnung der Weltpolitik muss. Sicher: vor Allem gibt es zu viele „Amerikaner“ (ich meine übergreifend: die Welt-Nutzer in den Industrienationen). Aber die Frage, wie die rasant steigende Zahl der indischen Bevölkerung (fast eine Milliarde) ernährt werden kann, wo dort gerade modern geworden ist, Fleisch zu essen, brennt auch schon unter den Nägeln! Weizsäcker erwähnt die Lösungsidee vom „Durchtunneln“ (im Vortrag bei EWS). Es darf nicht passieren, dass – was sich aber bisher anbahnt – die Gesellschaften, die mit verständlichem Neid auf den Lebensstil „à la Mc Donalds“ blicken, den rücksichtslosen Unfug, den die bisherigen Anführer des Weltgeschehens in den vergangenen 50 Jahren machten, nun selbst erfahren müssen. Nein, es ist notwendig, dass sie nicht diesen Weg nachfahren, sondern direkter zu einem Wohlstandsmodell nach „Peak Oil“ finden, wie es in der transition-town-Bewegung  entworfen und praktisch geschaffen wird.
Die Effizienz-Revolution ist Weizsäckers beeindruckendster Ansatz. Ich erwähne (in Ruhe, zum Mitdenken) nochmals seinen Eimer Wasser, der auf den Mt.Everest transportiert werden soll. 10 kg, bei 10m/s² Erdbeschleunigung (der Ursache für das Gewicht des Wassers im Eimer) und fast 9.000 m Höhenunterschied. Alles multiplizieren ergibt wirklich 9.000.000 beeindruckende Newtonmeter, die ja auch Wattsekunden sind und – JA! Eine Stunde hat 3.600 Sekunden!  – es sind daher lächerliche 0,25 Kilowattstunden. Das heisst: als elektrischer Strom an der Steckdose eingekauft ist diese Energie für etwa 7 Cent zu haben. Sind die Enegiepreise unerträglich hoch? Oder sind sie zu niedrig? Weshalb fährt Weizsäckers Erdbeerjoghurt 8.000 km per LKW durch die Welt, bevor er in Laufenburg in den Kühlschrank gestellt wird? Ja, weil Energie zu billig ist. Weizsäcker wehrt sich (in dem im internet abrufbaren Vortrag bei EWS in Schönau) gegen die Vereinfachungen in der Bild-Zeitung. Sehe ich auch so. Deshalb müssen wir uns zu den 10 Litern Wasser noch überlegen, wie sie im Detail auf den Gipfel kommen. Trägt sie ein Bergsteiger, der selbst nochmals 80 kg zu bewegen hat? Wie effizient arbeitet dessen Stoffwechsel? Ginge es nicht mit dem Hubschrauber schneller  ;-). Ok, wahrscheinlich dürfen wir ein Seil mit Umlenkrolle verwenden, die bereits am Gipfel montiert wurde! Aber diese Montage hat gekostet:

  1. eine gute Idee
  2. Rohstoffe
  3. die Bergsteigerin, die sie hoch trug mit seiner Akku-Bohrmaschine für die Befestigung dort oben
  4. Sherpas?

Also einige weitere energetische Prozesse, die zu berücksichtigen sind. Das weiss der Redner selbstverständlich. Und er weist darauf hin, dass selbst bei ganzheitlicher Bilanzierung der Prozesse die Effizienzrevolution sinnvoll und notwendig ist und dieser Weg rasche, umsichtige politische Entscheidungen erfordert.

Ich durfte im Foyer der Rappensteinhalle ein Gepräch mir einer Zuhörerin führen, die mir unter allen, denen ich an dem Abend begegnete, am glücklichsten vorkam!

Als bisher sehr daran gewöhnte Autofahrerin wurde sie (von einem Freund von mir, was mich zusätzlich freut!) gedrängt, dessen Pedelec (im Jargon „e-bike“) auszuprobieren und – das ist kein Märchen – sie ging nach einer überwältigenden Erfahrung am nächsten Tag (!) los, um sich so ein Fahrzeug zu erwerben. In seither 5 Monaten (Winterhalbjahr) fuhr sie damit 1.600 km. Richtig! In etwa zwei Jahren gäbe das ein Glas Erdbeerjoghurt ;-). Nein, ich will auf etwas anderes hinweisen. Mt. Everest... : auf diesen 1.600 km transportierte Sie insgesamt etwa 100 kg. Mit einem Motor-losen Rennrad wären es 85 kg gewesen. Mit ihrem Kleinwagen 1000 kg. Faktor 10. Effizienz-Revolution. Ich will nicht, dass jemand später einmal sagt: habe ich nicht gewusst. Es ist einfach.

Der Abend war bereichernd und irgend wie traf Herr von Weizsäcker den Nagel auf den Kopf.


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